Genealogie der Familien HIEMANN/ REICHEL
  Die Besiedlung um Flöha
 

Der folgende Artikel wurde mir mit freundlicher Genehmigung von Herrn Lothar Schreiter, Ortschronist Flöha, für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt
Stand: November 2007

Die Besiedlung der Orte Flöha, Plaue, Bernsdorf und Gückelsberg

Als vor über 3000 Jahren ost- und westgermanische Stämme im Norden unseres heutigen Landes Sachsen ihre Spuren hinterließen, war der große Wald unserer Heimat gänzlich unbewohnt. Er hatte sich gebildet, nachdem die letzte Eiszeit, das Weichsel-Glazial, vor ungefähr 11000 Jahren zu Ende gegangen und in den folgenden Jahrtausenden langsam wieder die Fauna und Flora aus den südlicheren Gefilden zu uns zurückgekehrt war.

Dieser Wald hatte eine immense Ausdehnung. Im Norden von uns berührte er die Döbelner Pflege, ging jedoch an anderen Stellen weit darüber hinaus nach Norden. Im Süden erreichte er Böhmen. Im Westen verband er sich mit dem heutigen Thüringer Wald und im Osten waren seine Grenzen bei der heutigen Stadt Görlitz zu suchen.

Auf Grund der Größe, aber auch auf Grund des großen Alters hatte der Wald in den verschiedenen Jahrhunderten unterschiedliche Namen. So nannten ihn die Römer vor über 2000 Jahren Arkynia (Eichenwald). Nach der Völkerwanderung hieß er Fergunna (Waldgebirge). Im Jahre 1000 n. Chr. trug er den Namen Miriquidi (Dunkelwald).

Im 10. und 11. Jahrhundert war es infolge des Bevölkerungszuwachses in den bis dahin bewohnten deutschen Landen zunehmend zu Versorgungsproblemen der Bevölkerung gekommen. Herrschte doch zu dieser Zeit das System der Zweifelderwirtschaft. Die Ausbeute betrug gerade einmal das zwei- bis dreifache als Ernte. In dieser Situation versprachen sich die Reichsgrafen und Fürsten, mit der Erschließung von unbesiedeltem Land mittel- und langfristig einen gangbaren Ausweg. Ins Auge gefasst wurde dabei der jungfräuliche Miriquidi. Inzwischen waren nach der Völkerwanderung nördlich des Dunkelwaldes, aber auch in waldfreien Flusstälern westslawische Völkerschaften eingedrungen und hatten sich dort angesiedelt. Eines allerdings konnten sie nicht, nämlich den Wald urbar machen. Sie besaßen nur den einfachen hölzernen Hackenpflug. Damit konnten nur leichte Böden angeritzt werden. Die Urbarmachung des Waldes blieb den deutschen Siedlern mit ihren eisernen Pflugscharen vorbehalten.

Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war es dann soweit. Von ihren Landesherrn beauftragt, warben Reichsministerialen, d.h. der niedere Adel, Bauern aus allen möglichen Teilen Deutschlands als Siedler an. Es wird festgestellt, dass der niedere Adel dazu mit teilweise größeren Ländereien beliehen (belehnt) wurde. Als Gegenleistung wurden diese zur Kolonisierung und zum Schutz der Bauern (siehe auch Burgenbau) verpflichtet.

Das Echo war groß, wurde doch freies Bauerntum und für die ersten Jahre Abgabenfreiheit zugesichert. Vor allem Zweit- und Drittsöhne, die selbst den väterlichen Hof nicht erben konnten, werden unter den Pionieren gewesen sein. Die auswanderungswilligen Jungbauern wählten in der alten Heimat ihren Anführer, den Lokator. Er trug die Verantwortung für die gesamte Expedition und blieb oft bei der Ankunft ihr „Dorfältester“. Bei uns spricht etliches dafür, dass die von Schellenberg zu diesem Zweck hier siedelten. Gehörten doch unsere vier Dörfer mit Flöha und Gückelsberg im Norden und Plaue mit Bernsdorf im Süden schon sehr frühzeitig zu deren Herrschaftsbereich. Mit der Vertreibung der Schellenberger im Jahr 1324 übernahmen die Wettiner die Herrschaft und unsere Dörfer wurden zu deren Amtsdörfern. Die Verwaltung der Dörfer oblag ab dieser Zeit den von den Wettinern eingesetzten Erb- oder Lehnrichtern.

Nach dem heutigen Kenntnisstand entstanden diese Waldhufendörfer vollkommen unabhängig voneinander, jedoch unter sehr ähnlichen Bedingungen. Die Einschätzungen gehen davon aus, dass es etwa vier Generationen dauern sollte, bis aus den Siedlungskolonien jeweils in sich abgeschlossene Dörfer entstanden, bis alle Wege und Stege gebaut und die Felder in ihren Größen angelegt waren.

Wir wissen wenig über unsere Siedlungsgründungen. Leider wurden bisher noch keine Gründungsurkunden gefunden. So müssen wir uns derzeitig mit der urkundlichen Ersterwähnung Flöhas vom 25. März 1399 zufrieden geben, in der wir mit flaw, als Kirchdorf bezeichnet werden. Anhand dieser Urkunde waren wir in der Lage, im Jahre 1999 unsere 600-Jahr-Feier durchzuführen, obwohl wir von der Gesamtbesiedlung her annehmen können, dass unsere vier Dörfer mit größter Wahrscheinlichkeit gute 200 Jahre älter sind. Gestützt wird diese Annahme durch die Grabungsergebnisse im Jahr 2006 in unserer Georgenkirche. Sie lassen den Schluss zu, dass unter unserer heutigen spätgotischen Kirche eine spätromanische Vorgängerkirche gestanden hat die auf die Zeit von 1150 bis 1250 zurück geht.

 

Lothar Schreiter

Ortchronist Flöha

 

 



 zu Flöha siehe auch: http://www.schindlerandreas.de/Floeha/index.html


Aktualisiert: 23.11.2007

 
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